Karin Jung

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Über die Farbe zum Bild: In meinen Bildern geht es um die Bildraumgestaltung mittels Interaktion der Farben. Ich versuche die Bilder in offener Gestaltungsabsicht entstehen zu lassen, ohne Skizzen, ohne Fotos etc., ohne vorgefertigte Erwartungen an ein bestimmtes Endergebnis, mit völliger Offenheit des Ausgangs. Mit den ersten Farbaufträgen soll zunächst ein Spielraum für Möglichkeiten geschaffen werden. Das Machen selbst ist entscheidend, der immer wieder neue Blick auf das Bekannte, das Schauen und Abwandeln. Unvorhersehbares und Zufälliges fließen ein. Alle Farbaufträge erfolgen als Reaktion auf das Vorhandene. Eine kühle helle Farbe wird z. B. mit einem wärmeren dunkleren Farbton übermalt. Ein ursprünglicher Farbauftrag kann durch Übermalung vollständig verschwinden, oder ist nur noch an den Rändern oder als Spur vorhanden, oder scheint transparent durch. Veränderungen werden in kleinen Schritten vorgenommen. Es passieren oft nur kleine „Bewegungen“ in einem komplexen Geflecht. Farbflächen und Formen reagieren aufeinander, stellen Bezüge her. Es soll ein dynamisches Ganzes entstehen, bestimmt durch das Zueinander der Teile. Anhaltspunkte geben die Anfänge der Farbmalerei in der frühen Zeit des 20. Jahrhunderts, z. B. das „push and pull-Prinzip“ des Malers und Lehrers Hans Hofmann. Nach diesem wird die Tiefe eines Bildes durch das Interagieren der Farben und Strukturen mit ausgeglichenen dynamischen Beziehungen erzielt. Es entsteht ein visuelles Vor- und Zurück der Farben im Verhältnis zueinander. Eine Bewegung, die sowohl in die Tiefe, als auch aus der Tiefe führt. „Leading the eye to each part of the picture rather than letting it rest in one spot” (Zitat Hans Hofmann). Durch das Auftragen zahlreicher Farbschichten entstehen unterschiedliche Stufen der Bildfindung. Vieles wird verworfen. Die Entscheidungsfindung erfolgt dabei unmittelbar aus dem eigenen Sehen, intuitiv und überlegt. Die unterschiedlichsten Einflüsse können dabei eine Rolle spielen, Informationen zu bestimmten Themen und Wissensgebieten, sowie Alltagserfahrungen oder die umgebende Landschaft mit ihren ständig sich verändernden Farben, usw. Dabei verwende ich keine narrativen Elemente. Als Musik- und v.a. Jazzfan, orientiere ich mich eher an den Überlegungen von Musikschaffenden, denen es nicht ums Erzählen geht, sondern ums Beobachten, um Zustände, Strukturen, Muster, um Rhythmus, Wiederholung und Variation. Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Farbe ist wie die Kompositionsarbeit mit Tönen, per se unabgeschlossen. Ich versuche ähnlich wie ein Musiker den Tonraum gestaltet, über die Interaktion der Farben stimmige Bildräume zu schaffen. Mein Ziel ist (im Anhalt an Piet Mondrian, 1920) ein durchgestalteter, lebendiger und harmonischer Bildeindruck. Die Zeit spielt bei diesem Vorgehen eine entscheidende Rolle. Die Malerin Tomma Abts bezeichnet in einem Interview ihren offenen Prozess der Bildfindung als allmählichen mühsamen Aufbauvorgang. Dieser sei jedoch kein Selbstzweck. Sie taste sich vor, weil es ohne die vielen Zwischenstufen nicht funktioniere. Und die amerikanische Malerin Mary Heilmann spricht über ihre Arbeit mit Farbe und abstrakter Formensprache, von der Überlegung: Wie komme ich schneller ans Bild? Den Zeitablauf kann ich nicht beeinflussen. Ich kann aber meine Wahrnehmung schulen, neugierig bleiben, und offen für Neues sein. Karin Jung, Okt. 2019


Ausstellung Moving Colors Ein Ballet der Farben empfängt den Besucher im ersten Stock des Hauses und der Tanz der Punkte und Quadrate und Rechtecke mit ihren pastellenen und manchmal kräftig leuchtenden und gelegentlich geheimnisvoll dunklen Tönen führt weiter in den zweiten Stock und läßt den Frühling und den Sommer einziehen an den Wänden. Farbe ist DAS Thema in Karin Jungs Arbeiten. Farbe erspüren, Farbe entdecken, mit Farbe spielen, Farbe geduldig entstehen lassen in manchmal mehr als 30 Arbeitsgängen um genau den Hintergrund zu erreichen, auf dessen unendlich vielen Schichten die farbigen Formen tanzen und flirren und uns bezaubern und unsere Phantasie herausfordern mit vielfältigen Assoziationen. Die Malerin läßt uns dabei freien Raum zu träumen und spielen und auf Gedankenwanderung zu gehen. Die Bilder haben eine große Tiefe,sind nie einfach dekorativ und gefällig, das Auge erfreuend, sondern sehr eigenständig und, je länger man sich auf sie einlässt, je mehr man sich mit ihnen beschäftigt und sie zu verschiedenen Tageszeiten und jeweils anderem Licht, sieht, immer neu und der Dialog der Farben stets lebendig. “Push and Pull”, das Verändern der Räumlichkeit, die dreidimensionale der Wirkung der Bilder durch das Sprechen der Farben mit- und untereinander, die “Color Interaction”, faszinieren immer wieder aufs Neue. Karin Jung beginnt mit einer leeren weißen Leinwand, ohne Skizze, ohne vorgefertigte Erwartung an ein bestimmtes Endergebnis und tastet sich – Schicht für Schicht geduldig auftragend - hinein in die jeweilige Farbenwelt des Bildes, des Aquarells. Es ist ein anstrengender Prozess der völlige Offenheit von Zeitdauer und Ausgang beinhaltet. Alles ist fliessend, und doch durch die konkreten Formen gestaltet, und die sorgfältige und facettenreiche Wahl der Farben und deren “Sprache”miteinander ud Beziehung zueinander behutsam und überlegt und gleichzeitig intuitiv in Beziehung gebracht. Es gibt Bilder die an blühende Wiesen denken lassen, an Osterspaziergang und Frühlingsflirren. Andere entführen einem in Luftballonkindertage, ein grosses Format wirkt wie ein hinreißend bunter leuchtender Computercode, eine Digitalisierung der Farbwelt, oder ein Notensatz für eine Sommersymphonie. Die beiden dunklen Bilder im zweiten Stock sind wie geheimnisvolle Nachtgedichte in denen versteckte Zaubersprüche flüsternd zu hören sind, Mondstrahlen leicht aufblitzen und Sternenstaub zu erahnen ist. Die Überlagerung von kalten und warmen Farben bringt eine Räumlichkeit hervor, die den Betrachter in das Bild zieht, Raum und Zeit befinden sich im Wechselspiel. Das ist auch in den leuchtenden Aquarellen spürbar, die kleine Solitäre sind in einer Zeit, in der Aquarelle selten zu sehen sind. Man wird an Marc, Klee, Nolde und Macke erinnert und deren wunderbar kräftige Aquarell Farben. Die Malerei von Karin Jung läßt an Musik denken, an Tanz und Bewegung, an Leichtigkeit, die aber niemals oberflächlich ist, sondern oft poetisch, lyrisch, schwebend. Auf dem Land lebend, das in vielen Schattierungen Weiss des Schnees, das leuchtende Gelb des Raps, das satte Grün der Wiesen, die bunte Leuchtkraft der blühenden Bauerngärten, das warme Braun der Äcker und das strahlende Blau des Sommerhimmels zu allen Jahreszeiten und standing wechselnd vor der eigenen Haustür unfd dem Atelierfenster, bleibt es nicht aus, dass die Natur sich in der Farbpalette der Malerin wiederfindet. Maler wie Zeniuk, sowie die in die Zeit des frühen 20 Jhd, zurückreichenden Anfänge der Farbmalerei (zB bei Hans Hofmann), inspirieren Karin Jung, aber sie interpretiert ohne je zu kopieren und geht unbeirrt und sich dabei in all den Jahren standing weiter entwickelnd, ihren künstlerischen Weg – und bleibt sich dennoch treu und unverwechselbar. Ich lade sie herzlich ein mit Freude und offenen Augen ein wenig auf diesem Weg heute Abend hier zu wandern und dabei Ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Eröffnungsrede zur Ausstellung in der Galerie im Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, München vom 16. Febr. bis 27. Mai 2016

Moving Colors Ausgangspunkt meiner Malerei ist die Farbe. Ich beginne meistens damit, Flecken bzw. Flächen in hellem Farbton rhythmisch auf die Leinwand zu setzen. Alle weiteren Farbaufträge erfolgen als Reaktion auf das Vorhandene. Eine kühle helle Farbe wird z. B. mit einem wärmeren oder dunkleren Farbton übermalt, eine Fläche verschwindet durch deckende Übermalung ganz von der Oberfläche oder ist nur noch an den Rändern sichtbar. Entstehenlassen, Schauen und Abwandeln sind wesentliche Elemente eines zunächst offenen Arbeitsprozesses. Durch vielfaches Übermalen und ständiges Verändern bauen sich Schichten auf. Farbflächen und Formen reagieren aufeinander, stellen Bezüge her. Ziel ist ein Bild, das ein Gefühl von visueller Bewegung und die Illusion von Raum und Tiefe auf der zweidimensionalen Leinwand erfahrbar macht. Karin Jung, Oktober 2015



Für Karin Jung aus Bruckmühl ist es allerdings allein die Farbe, die immer das Wichtigste in ihrem Schaffen ist, denn die Farbe bedeutet für sie - wie sie selbst sagt – immer Ausgangspunkt, Mittelpunkt und Endpunkt aber auch das Ziel ihres künstlerischen Weges. Deshalb bildet in ihrem ganzen schöpferischen Werk ausschließlich die Farbe das Hauptthema der Künstlerin, der sich die Form unterordnen muss. In ihren groß-und kleinformatigen Farbkompositionen tauchen immer wieder verschiedene Farbflächen auf, manchmal als geometrische Figuren, die geordnet zu sein scheinen, dann gibt es wieder Farbkompositionen, die an ein altes Mosaik erinnern oder sich scheinbar aus leuchtenden Edelsteinen zusammensetzen. Bei näherem Hinschauen hat man sogar das Gefühl, dass manche Bilder sich zu bewegen beginnen. Manchmal meint man gar lebendige Zellen, als die Urform des Lebens, vor sich zu haben, die zu tanzen scheinen, je länger man die Bilder betrachtet. Dieser oft „flirrende“ Eindruck der Bilder wird dadurch hervorgerufen, dass die Künstlerin durch vielfaches Übermalen und ständiges Verändern Schichten aufbaut, die den Bildern Transparenz und Tiefe zugleich geben. Die so entstehenden Farbmischungen überraschen sie selbst immer wieder von neuem, denn wohin der Malprozess die Künstlerin letztlich führt, bleibt zunächst offen, z.B. für die Entdeckung immer neuer Möglichkeiten. Durch diese intensive Farbsprache sollen beim Betrachter der Bilder ganz unterschiedliche Emotionen und Gefühle ausgelöst werden. Im besten Fall – so meint die Künstlerin – sollten die Bilder den einzelnen so ansprechen wie gute Musik es tut, also wie Musikstücke es tun, die man immer wieder gerne hört, die einen innerlich berühren, ohne zu wissen, warum eigentlich. Sigrid Knollmüller, Kulturreferentin der Stadt Landsberg am Lech; München, April 2013






Mit ihrer neuesten Ausstellung in der Galerie Christian Peschke in Jenkofen zeigt die Bruckmühler Malerin Karin Jung einen höchst sehenswerten Überblick ihres künstlerischen Schaffens. "Colortracks" - unter diesem Titel sind sowohl großformatige Arbeiten wie intensiv leuchtende Aquarelle zu sehen, die Farbe ist Ausgangspunkt und Thema, die Künstlerin geht intuitiv auf den Spuren der Farbe und es ergeben sich in den kräftigen abstrakten Bilder immer wieder neue Beziehungsgeflechte und Konstellationen mit der ihr eigenen Farbpalette. Die Bilder sind Dialog, Trialog und Polylog der Farben, jedes steht ganz für sich und ist doch unverwechselbar ein Teil der Colortracks, die Karin Jungs unter anderem auch vom Jazz, von der Musik, beeinflussten Handschrift tragen. Rechtecke in allen Variationen sind als Form zu finden und lassen die Bilder manchmal wie ein Mosaik oder einen schönen Quilt wirken, in anderen wie farbenfrohe und luminöse Farbfenster. Die Arbeiten wirken niemals nur dekorativ, immer sprechen sie eine klare Farbensprache welche im Betrachter Emotionen und Gefühle auslöst. Ein Teppich der Schattierungen und Farbtöne ist auf der Leinwand zu sehen, die Komposition entsteht im Zusammenspiel mit den Farben und wird zu dem sich aus diesem Zusammenspiel ergebenden Bild. Dr. Christiane Clemm, München, Mai 2011



Karin Jung geht seit Jahren einen konsequenten künstlerischen Weg – der Ausgangspunkt, der Mittelpunkt, der Endpunkt, das Ziel ist immer die FARBE. Sie spielt mit der Farbe, sie mischt sie, experimentiert mit ihr, studiert, korrigiert und probiert. Sie führt einen intensiven Dialog mit Farben, fühlt sie und fühlt sich in sie hinein – und die Farben in den abstrakten Bildern sprechen mit dem Betrachter, erzählen Geschichten. Mischungen, Überlagerungen, Transparenz und Dichte spielen in den Arbeiten auf Papier und Leinwand eine Rolle, Kreise und Rechtecke, Streifen und Quadrate evozieren Stimmungen und Bilder, erscheinen manchmal wie eine Tapisserie, ein mittelalterliches Kirchenfenster, wie Edelsteine, Kieselsteine, oder Fassaden. Die Bilder schwingen und schweben und leuchten, sind kühl oder warm, leuchtend oder besänftigend. Gelb, Rot, Blau finden sich in allen Schattierungen, Nuancen, Valenzen. Karin Jungs Palette ist eigenständig und doch sich stetig erweiternd und weiter entwickelnd aber immer mehr den leisen, nicht den kreischenden Tönen gehorchend. Die Formen transportieren die Farbe aber dominieren sie nicht. Die Freude am Malen wird greifbar und sichtbar. Dr.Christiane Clemm, Schlossberg März 2007



Mein Bildaufbau erfolgt ausschließlich über die Farbe. Durch Entstehenlassen, ständiges Verändern und vielfache Übermalungen ergeben sich Farbmischungen, Überlagerungen, Materialdichte - es bauen sich Schichten auf. Wohin der Malprozess führt, bleibt zunächst offen für Unvorhergesehenes, für Entdeckungen von Möglichkeiten. Ich arbeite so über längere Zeit an mehreren Bildern, wobei ich versuche jedes einzelne innerhalb seiner eigenen Strukturen weiterzubringen. Entwickelte Ergebnisse werden dabei immer wieder losgelassen und übermalt. Das Bild geht somit aus dem Malprozess selbst hervor, aus einer Vielzahl von im Augenblick ihrer Ausführung getroffenen Entscheidungen. Karin Jung, 2006